Information
„Lob, Preis und Ehr„
Geistliche Chormusik mit historischen Instrumenten &
Instrumental-Kompositionen an der Schwelle zum „Neuen Stil“ um 1600
Seminarbeginn: Freitag, 22.09.2023 um 14:00 h
Abschlusskonzert: Sonntag, 24.09.2023 um 16:00 h
Der musikalische Bogen spannt sich von vier- und fünfstimmigen Motetten bis hin zur Mehrchörigkeit von hochberühmten und weniger geläufigen oberitalienischen und deutschen Komponisten um 1600.
Im Instrumentalbereich – Zinken, Posaunen, Dulzian, Streicher – von vierstimmigen Tanzsätzen bis zu mehrchörigen Canzonen dieser Zeit.
Neu: In zwei Einheiten werden auch sog. „moderne“ Instrumente – Flöten, Oboe, Bassklarinette, Trompeten, Posaunen eingesetzt.
Referenten:
Laura-Maria Waldauf, Schwaz -Streichinstrumente
Matthijs Lunenberg, Salzburg – Zink
Robert Schlegl, Bad Reichenhall – Barockposaune
Dominik Bernhard, Bozen – Continuo
Gesamtleiter:
Christoph Schäfer, Regensburg
Referentenportraits
Bilder
Rückblick
Vokal-instrumentale Mehrchörigkeit in Algund
Gedanken zum Abschlusskonzert des Herbstseminares
Rund 100 TeilnehmerInnen aus Bayern, Nord-, Ost- und Südtirol folgten der Einladung des Vereines „Cantare et Sonare“ zum Herbstseminar am letzten Septemberwochenende nach Algund in Südtirol. Allein diese große Anzahl belegt das ungebrochene, eher ansteigende Interesse an dieser Musizierart. Diesem kommt der Verein entgegen, führt 2024 vier Seminare durch.
In Algund wurden, unter der Gesamtleitung von Christoph Schäfer aus Regensburg, großteils achtstimmige, doppelchörige Motetten, aber auch Werke zu 4 und 5 Stimmen von C. Antegnati, R. di Taeggio, M. Zielenski, O. di Lasso, A. Gabrieli u.a. für Chor und historische Instrumente Zink, Barockposaune und Violine erarbeitet, sowie eine interessante, sehr breit gefächerte Palette an Instrumentalwerken aufgeführt.
Beim Abschlusskonzert in der für diese Musizierart geradezu idealen Pfarrkirche Algund drängte sich manchen ZuhörerInnen, neben Hochachtung für das, was in kurzer 2 ½-tägiger Seminarzeit geleistet wurde, und Bewunderung für die Vielfalt und Pracht des Klanges auch manch berechtigte, überspitzt so formulierte Frage auf: Warum singen die so laut? Beim Chorsingen wird doch großer Wert auf Ausgewogenheit und Klangkultur gelegt!
Obmann Georg Schmid ist sich vieler Diskrepanzen bezüglich der Seminare voll bewusst und führt aus: Prof. Ulf, Visionär und Gründer unserer Idee, erkannte die Problematik vieler Chöre zu Beginn des 2. Vatikanisches Konzils. Einer der Auswege erschien ihm die Kantorei-Praxis um 1600. Kernsatz: „Auch kleine Chöre, 10 – 15 SängerInnen plus einige gute Instrumentalisten vermögen wertvolle vielstimmige Musik zu realisieren.“
So weit das „Credo“ von Ulf. Was aber hört/sieht man in unseren Seminaren? Zum Teil übergroße, in keiner Weise das historische Vorbild wiedergebende Sängerscharen!
Wir sind eine der wenigen Institutionen, welche diese Musizierart pflegt und weiter trägt. Für viele SängerInnen ist Musik der Renaissance die, die sie besonders lieben und schätzen. Sie vermissen, dass diese Art in ihren Chören kaum gemacht werden kann, warten daher hart auf jedes Seminar. Sie lassen sogar, um ja dabei sein zu können, Aufführungen von klassischen Messen ihrer Chöre bedenkenlos „sausen“.
Erfreulich für uns als Vereins, nicht aber für das Klangbild!
Wenn die nun kommen, das Entstehen der Musik erleben, lassen sie ihrer Freude am Werk, am Singen, ihrer Begeisterung freien Lauf. Kann man ihnen das verwehren?
Um auch nur halbwegs authentisch zu präsentieren, wie die Werke in unseren Kirchengemeinden erklingen könnten, müsste die Hälfte der Sängerschar schweigen. Das muss man jemandem erklären können, dass sie/er gekommen ist, um beim Abschluss nicht zu singen!
Die historische Aufstellungspraxis lässt eine zu starke Klangentwicklung gar nicht zu, offensichtlich geworden in Algund wie kaum jemals zuvor. In dem Moment, als Chor und Instrumente aufgeteilt auf Empore und Altarraum diagonal musizierten, entwickelten sich die zu allen Zeiten hochgerühmten „hin- und herwogenden, den ganzen Kirchenraum durchflutenden Klänge“, schwand jedes Lautstärke-Problem.
Die Teilnehmer:innen kommen in Erwartung, einzutauchen in möglichst vieles für sie Unbekanntes. Was am Sonntag geboten wird, erhebt daher niemals den Anspruch von Konzertreife. Kein „So-soll-es-sein“-Ergebnis wird präsentieret, sondern die Bandbreite der vielen Möglichkeiten angedeutet.
Dem Anliegen, wie in den Anfangsjahren unserer Bewegung zuzugehen auf die Chöre in unseren Dorfgemeinden, einzugehen auf deren Realität und Bedürfnisse kommt der Verein nach in den März- und April-Seminaren in Anras und Zell a. Ziller, mit ca. 45 Teilnehmer:innen inklusive BläserInnen aus den Musikkapellen auf Oboe, Klarinette, Bassklarinette, Fagott, Trompete, Posaune.
Das fand auch bereits Berücksichtigung in Algund. Dominik Bernhard zeigte in einer 1½-stündigen, hervorragend geleiteten Einheit verschiedenste Möglichkeiten der Besetzung bei vierstimmigen Gotteslob-Liedern mit Instrumenten aus den Blaskapellen auf. Die Faszination, welche ausgeht von selten oder kaum musizierten Werken, dem Klang historischer oder gut gespielter moderner Instrumente in Verbindung mit Singstimmen offenbarte sich deutlich in der Freude der Mitwirkenden und Reaktionen von BesucherInnen.
Dieses in Algund spürbare „Feuer“, so Obmann Schmid, soll 2024 weiter getragen werden in die Seminare Anras in Osttirol, Zell am Ziller und Innsbruck.
(erschienen in der Südtiroler Zeitschrift „Kirchenmusik“ am 15.01.2024)