Information
Thema: „1250 Jahre Innichen – Von den Anfängen bis zur Mehrchörigkeit“
Seminarbeginn: Freitag 27.09.2019 um 10:00 h
Abschlusskonzert: Sonntag 29.09.2019 um 16:00 h
Das Seminar in Innichen zählt zum musikalisch aufwendigsten Seminar, das der Verein je gestaltet hat.
Angedacht wurde Musik aus dem Zeitraum von etwa Jahr 800 – 1600 im Seminar zu erarbeiten, im Konzert zu präsentieren, beginnend mit Gregorianik, über frühe Mehrstimmigkeit, Alternatim-Praxis, vier- und fünfstimmige Cantionalsätze, sowie Motetten bis hin zur Mehrchörigkeit des ausgehenden 16. Jahrhunderts.
Diese von begeisterten Zeitgenossen immer wieder geschilderten „hin- und herwogenden, den ganzen Kirchenraum durchflutenden, den ganzen Menschen erfassenden Klänge“ verzaubern auch heute noch Zuhörer und Ausführende.
Referenten:
Marleen Leicher, Antwerpen – Zink
Ursula Sandbichler, Hall – Streichinstrumente
Klaus Hubmann, Graz – Dulzian
Wim Becu, Belgien – Barockposaune
Martin Gasser, Innichen – Continuo, Orgel
Dominik Bernhard, Muhri-Gries – Continuo, Orgel
Matthias Bertelshofer, München – Assistenz Chorleitung, Orgel
Gesamtleiter:
Martin Steidler, München
Referentenportraits
- BECU Wim
- BERNHARD Dominik
- BERTELSHOFER Matthias
- GASSER Martin
- HUBMANN Klaus
- LEICHER Marleen
- SANDBICHLER Ursula
- STEIDLER Martin
Bilder
Rückblick
Zeitensprung in Innichen
Zur 1250-Jahr-Feier erklang in der Stiftskirche Alte Musik unterschiedlicher Epochen
Kann man innerhalb von nur drei Tagen aus 120 Musikern und Sängern ein Ensemble schaffen, das ein anspruchsvolles Repertoire geistlicher Kompositionen unterschiedlicher Epochen meistert? Man kann. Das Ergebnis war am Sonntag, 29. September beim Festkonzert in der Stiftskirche Innichen in Südtirol zu hören.
Die Teilnehmer des Seminars „cantare et sonare“, aufgeteilt in bis zu vier Chor- und Instrumentalgruppen, erfüllten den altehrwürdigen Kirchenraum mit musikalischem Leben. Für das Programm galt das Gleiche wie für das in seiner Kargheit überaus reizvolle Gotteshaus aus dem 12. Jahrhundert: Sich auf das Wesentliche zu beschränken. Die Kompositionen von Aurelio Bonelli bis zu Giovanni Gabrieli spannten einen Bogen von der Gregorianik vor 800 Jahren bis zu den mehrchörigen Schöpfungen des Barockzeitalters.
Das Konzert mit den klangprächtigen Chorwerken unterschiedlicher Epochen war ein Höhepunkt der Feierlichkeiten zum 1250-jährigen Bestehen von Innichen, der ältesten Gemeinde Südtirols. Die Seminarteilnehmer kamen aus Bayern, Österreich, der Schweiz sowie aus Süd-, Ost- und Nordtirol. Die gemeinschaftsfördernde Unterbringung im Sporthotel Tyrol ermöglichte ein Kennenlernen über die Probenarbeit hinaus.
Diese wurde intensiv betreut von den belgischen Referenten Marleen Leicher und Wim Becu, dem Grazer Fachmann für Doppelrohrblattinstrumente, Klaus Hubmann, der Innsbrucker Dozentin für Streichinstrumente Ursula Sandbichler, dem Organisten Dominik Bernhard aus Muri-Gries, Dirigent Matthias Bertelshofer von der Hochschule München und Stiftschorleiter Martin Gasser aus Innichen.
Sie taten ihr Bestes, aus den 115 ambitionierten Musikern und Sängern mit unterschiedlicher Vorbildung und Ausrichtung einen einheitlichen Klangkörper zu bilden. Da seufzte dann auch so mancher Mitwirkende über die vertrackte Rhythmik etwa in H.L. Hasslers Motette „Jubilate Deo“.
Im Altarraum vorne, hinten am Chor, auf Podien links und rechts des Mittelschiffes postierten sich die sechs Zinkenisten, zehn Streicher, acht Posaunisten, vier Dulziane, vier Organisten sowie die 85 SängerInnen beim Festkonzert. Gesamtleiter Martin Steidler von der Hochschule München gelang Unwahrscheinliches, mit meisterhaftem dirigistischen Können diese weit auseinander, an unterschiedlichen Ausgangspunkten stehenden Chor-Musiziergruppen zu führen, zu einen.
Dadurch wurde der ganze Kirchenraum wie in alter Zeit von dialogreichem Klang erfüllt. Ein Erlebnis, von dem sich die überaus vielen Besucher, welche den Dom bis auf den letzten Platz füllten, ergreifen ließen, so auch die Innichner Bürgermeisterin Rosmarie Burgmann. Sie hatte vor vier Jahren Obmann Georg Schmid angesprochen, ob der Verein nicht einen Beitrag leisten könnte zur 1250-Jahr-Feier. Damit war die Idee zum Seminar „Wunder der Stereophonie“ entstanden, das an diesem letzten September-Wochenende mit dem „Concerto di Musica Antica“ seinen Abschluss fand. Ein zeitenüberspannender Beitrag zum Ortsjubiläum, wie er sinnlich erfahrbarer kaum sein hätte können.
Bericht von Rita Neumaier (Landshut) – leicht gekürzte Version
Kooperation
Das Seminar in Innichen wurde in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Chorverband und dem Verband der Kirchenchöre Südtirols durchgeführt!